Angst vor Innovationsmanagement?
Die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise wirken immer noch nach. In vielen Branchen stehen die Zeichen wieder auf Wachstum und die drastischen Umsatzeinbußen können Schritt für Schritt wieder ausgeglichen werden. Die Spuren der massiven Kostensparprogramme sind immer noch deutlich zu sehen und stecken in den Köpfen der Menschen.
Wirtschaft ist, wie wir alle wissen, nicht nur ein Spiel mit den Zahlen. Erfolg ist vor allem mit den Emotionen und der Motivation der Menschen, der eigenen Mitarbeiter, der Kunden und der Geschäftspartner verbunden. Was wir in der Krise erlebt haben hat uns Angst gemacht und Angst ist der schlechteste Nährboden für Kreativität, die Kreativität die für Innovationen zwingend notwendig ist.
Hierin liegt ein wesentlicher Konflikt, den es zu überwinden gilt. Wenn ich mich in einem wirtschaftlich engen oder unsicheren Umfeld bewege, dann ist es nur natürlich Risiken zu umgehen. Dies gilt für die Unternehmen ebenso wie für den einzelnen Mitarbeiter. Sich mit Ideen- und Innovationen zu beschäftigen bedeutet letztendlich Risiken einzugehen. Seinen Kopf aus dem eigenen Kokon heraus zu strecken oder diesen sogar zu verlassen, um neue Wege zu gehen erfordert Mut und das Verlassen des bekannten Terrains. Nicht jede Idee oder Innovation, die zur Umsetzung gebracht ist gleichbedeutend mit Erfolg. Insbesondere in einer Gesellschaft, wie die unsere in Mitteleuropa, ist Scheitern oftmals stark negativ belegt ist.
Eine zentrale Aufgabenstellung, um die Kreativität meiner Mitarbeiter für das Unternehmen nutzbar zu machen ist die Veränderung der Kultur und damit:
- Scheitern zulassen, und den kreative Beitrag höher bewerten als den direkt messbaren Erfolg und
- Hemmnisse durch die Hierarchie im Unternehmen eliminieren, um Ideen und Innovation zu ermöglichen.
Im Umkehrschluss bedeutet dies allerdings nicht, dass Risiken nicht transparent gemacht werden müssen und damit für das Management nicht einschätzbar und steuerbar sind.
Was ist die Alternative? Keine neuen innovativen Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln? Ist das Risiko das eigene Unternehmen nicht für Innovationsmanagement fit zu machen nicht ungleich größer. Der Mehrwert, den ich als Unternehmen meinen Kunden bieten kann schwindet zwangsläufig. Die Extramarge, die erst durch Innovationen erzielt werden kann geht verloren. Die eigenen Produkte und Dienstleistungen werden zunehmen austauschbar oder noch schlimmer werden durch andere und bessere der Wettbewerber ersetzt.
Exploration im Innovationsmanagement
Scheitern zu erlauben, ist eine Art Grundvoraussetzung, um erfolgreich zu sein. “You have to honor failure, because failure is just the negative space around success.” hat es Randy Nelson von Pixar mal gut gefasst.
Scheitern zu wollen drückt hingegen ein stärkeres und ernsthafteres Engagement und ein tieferes Verständnis der Mechanismen im Innovationmanagement aus.
Was heißt das aber konkret? Schließlich will doch kein Unternehmen wissentlich versagen, oder? Gerade in der heutigen Zeit muss doch jeder Grashalm von Chance genutzt werden! – Richtig. Und genau deswegen sollte man Innovationen auch nicht immer auf Umsetzbarkeit trimmen (auf ein besonders kurzes Time-to-Market etwa).
Um nachhaltig innovativ zu sein, müssen ebensosehr zukünftige Themenfelder erkundschaftet werden – ohne dabei gleich all diejenigen Bewertungskriterien anzusetzen, die für eine Markteinführung berücksichtigt werden. Die sind zwar sicher wichtig, werden aber meist ohnehin früh genug auf den Plan gebracht.
Nein, nachhaltiges Innovationsmanagement heißt, im Vorhinein bereits zu wissen, dass eine Idee scheitern wird, trotzdem aber dieser Idee Zeit und Energie zu widmen, sich zu entfalten. Explorativ zu arbeiten ist eine genauso wertvolle wie unabdingbare Aufgabe guten Innovationsmanagements wie das Hervorbringen von Produkten und Dienstleistungen, die zum Unternehmenswachstum beitragen. Warum? Weil man sehr viel daraus lernen kann. Und davon wiederum profitiert meist die gesamte (lernende) Organisation.
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